Willkommen auf der Seite des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas
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Quelle:« Honoré Daumier, L'Équilibre européen, Planche n° 231 de la série Actualités, Publiée dans Le Charivari, le 1er décembre 1866 » |
Forschung und Lehre am Lehrstuhl widmen sich der Europa in seinen globalen Bezügen zwischen dem späten 18. und dem 20. Jahrhundert. Jenseits einer Geschichte, die in legitimierender Absicht nach dem Europäischen an Europa sucht, konzentrieren sich die Forschungen am Lehrstuhl auf Vielfalt und Ungleichzeitigkeit als Kennzeichen europäischer Entwicklungsprozesse in historischer Perspektive. Forschungsprojekte wie Lehrveranstaltungen thematisieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede europäischer Erfahrungsräume, Wechselwirkungen und Austauschprozesse in globaler Perspektive.
Ein methodischer Schwerpunkt liegt auf vergleichenden Herangehensweisen: Bekanntes und Selbstverständliches zu verfremden, gängige Hypothesen zu widerlegen, nationale historiographische Traditionen zu hinterfragen und neue Fragestellungen hervorzubringen – diese Stärken des Vergleichs machen seine Faszination aus. Westeuropa bildet einen geographischen Kern der Forschungen am Lehrstuhl; sie enden aber nicht an seinen Grenzen. Methodisch verbindet viele Projekte neben dem Vergleich ein Interesse an kultur- und erfahrungsgeschichtlichen Perspektiven. Jenseits dieses methodischen Kerns bietet der Lehrstuhl jedoch auch Raum für eine Reihe von nationalen Einzelstudien und setzt auf Offenheit gegenüber einem breiten Spektrum von historischen Frageweisen und Forschungsansätzen.
Neuerscheinungen:
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| Der überforderte Frieden. Versailles und die Welt 1918-1923, C.H. Beck 2018. Aus aller Welt kamen im Frühjahr 1919 Diplomaten und Staatsmänner nach Paris, um den größten Krieg, den die Welt bis dahin gesehen hatte, zu beenden und eine neue Friedensordnung zu errichten. Doch die Aufgabe musste die Akteure überfordern. Meisterhaft und mit dem Blick für die globalen Zusammenhänge erzählt Jörn Leonhard, wie die Welt vom Krieg in den Frieden schlitterte und was diese Zeitenwende für den weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts bedeutete. Der Erste Weltkrieg war ein industrialisierter Massenkrieg. Je länger er dauerte, desto mehr veränderte er die Gesellschaften, die ihn führten, und desto rasanter entwertete er das Wissen der Politiker. Wie sollte man ihn beenden? Jörn Leonhards eindrucksvolles Buch erkundet die Ereignisse in Europa und weit darüber hinaus, es wechselt zwischen Akteuren, Orten und Perspektiven und es zeigt, wie sich Aufbrüche und Untergänge, Revolutionen und fortdauernde Kämpfe mit der Suche nach Frieden verbanden. Dabei werden die hochfliegenden Erwartungen und die teils widersprüchlichen Versprechen ebenso deutlich wie die erdrückenden Probleme bei der Umsetzung und die Unterschiede zwischen den Annahmen in Paris und den Realitäten vor Ort. Ob im Blick auf untergehende Reiche und neue Staaten, ethnische Minderheiten oder das neue Massenphänomen von Flucht und Vertreibung: Aus der Art und Weise, wie der Krieg zu Ende ging, entstand ein schwieriges Erbe – bis in unsere Zeit. |
Zwischen Handeln und Nichthandeln. Unterlassungspraktiken in der europäischen Moderne, Campus 2019.
Von der Wahlenthaltung über den Konsumboykott bis hin zur Schweigeminute: Oft ist es nicht das Handeln, sondern gerade sein Fehlen, durch das Konflikte ausgetragen und Wandel hervorgerufen werden. Dieser Band setzt sich erstmals systematisch mit diesem Phänomen auseinander, in dem sich Aktivität und Inaktivität überschneiden. Anhand von Fallstudien aus dem 19. und 20. Jahrhundert untersuchen die Beiträge die besondere Eigenlogik und Bedeutung von Unterlassungspraktiken in Europa. Ihre Thematisierung verspricht neue Einsichten in die Konstitution und Dynamik moderner Gesellschaften. Denn gerade im Umgang mit dem Nichthandeln - ob aus Lethargie, zur Vermeidung oder als Widerstand - treten die Ambivalenzen der Partizipationschancen und -erwartungen hervor, durch die sich die Moderne auszeichnet. | |
![]() | Fremde Moderne. Wissenschaftspolitik, Geschichtswissenschaft und nationale Narrative unter dem Franco-Regime, 1939-1964, De Gruyter 2018.
Aaum eine europäische Diktatur des 20. Jahrhunderts war so sehr darum bemüht, einen eigenen Begriff der Wissenschaft zu inszenieren wie das Regime des Generals Francisco Franco (1939-1975). Der zu diesem Zweck unmittelbar nach dem Bürgerkrieg gegründete Consejo Superior de Investigaciones Científicas diente bis in die 1960er Jahre nicht nur als Forschungseinrichtung und zentrale Schaltstelle der franquistischen Wissenschaftspolitik. Dieser „Oberste Forschungsrat" war zuallererst eine Symbolinstitution, in der das Verhältnis der „katholischen Nation" zur Wissenschaft und nicht zuletzt zur technisch-industriellen Moderne verhandelt wurde. |
![]() | Konstitution und Revolution. Eine Kulturgeschichte der Verfassung in Frankreich 1814–1851, De Gruyter 2018.
Auch nach der Revolutionsepoche und den napoleonischen Kriegen kam Frankreich politisch nicht zur Ruhe und blieb ein Experimentierfeld für Verfassungen und politische Legitimationsstrategien. Mit der restaurierten Bourbonenmonarchie, der Julimonarchie und der Zweiten Republik wurden die Jahre bis zur Jahrhundertmitte Zeuge dreier scheinbar grundverschiedener Regimes. |
![]() | Das Journal of Modern European History Vol.17|2019/1 ist im Verlag SAGE Publishing erschienen. Europe and the US are currently being confronted with new forms of populist nationalism. Authoritarian desires have raised a renewed interest in the interwar period, when parliamentary democracy lived through its greatest crisis so far and failed; and not only in Germany. Six contributions to this issue explore the democratic experience and authoritarian forces in Czechoslovakia, France, Germany, Italy, Spain, and Yugoslavia, and hint at insights to be gained from a comparative approach. The line between legitimate controversy in pluralist society and destructive contempt is often a thin one and is not always easily discernible. Series: Neutral Countries in the First World War W. Klinkert: The Military and Strategic Role of Dutch Neutrality, 1890-1940B. Degen / C. Koller: Protest und Streiks in der Schweiz in der zweiten Hälfte des Ersten Weltkriegs
Single Articles Editors: J. Baberowski, A. Eckert, R. Gerwarth, C. von Hodenberg, J. Leonhard, A. Nützenadel, J. von Puttkamer, L. Rischbieter, S. Steinbacher, D. Süß, H. te Velde. Journal of Modern European History erscheint viermal jährlich. Umfang je Heft rund 150 Seiten. https://journals.sagepub.com/toc/meh/current |
Büchse der Pandora. Geschichte des Ersten Weltkriegs (Paperback), C.H. Beck, 2018. Jörn Leonhards grandiose Synthese entfaltet ein beeindruckendes Panorama. Sie zeigt, wie die Welt in den Krieg hineinging und wie sie aus ihm als eine völlig andere wieder herauskam. Sie nimmt nicht nur die Staaten und Nationen in den Blick, sondern auch die Imperien in Europa und weit darüber hinaus. Sie beschreibt die dynamische Veränderung der Handlungsspielräume, die rasanten militärischen Entwicklungen und die immer rascheren Wandlungen der Kriegsgesellschaften. Und sie lässt die Erfahrungen ganz unterschiedlicher Zeitgenossen wieder lebendig werden: von Militärs, Politikern und Schriftstellern, Männern und Frauen, Soldaten und Arbeitern. Doch die Gewalterfahrungen des Weltkrieges endeten nicht mit den Friedensverträgen nach 1918, sondern setzten sich in Europa und der ganzen Welt im Namen neuer Ordnungsvorstellungen und radikaler Ideologien fort – so als wäre damals die Büchse der Pandora geöffnet worden, jenes Schreckensgefäß der antiken Mythologie, aus dem alle Übel der Welt entwichen, als man gegen den Rat der Götter seinen Deckel hob. | |
Pandora’s Box. A History of the First World War, Harvard University Press, 2018. In this monumental history of the First World War, Germany’s leading historian of the twentieth century’s first great catastrophe explains the war’s origins, course, and consequences. With an unrivaled combination of depth and global reach, Pandora’s Box reveals how profoundly the war shaped the world to come. | |
Siegfried Kracauer - Eine Biographie, Suhrkamp, 2016. Siegfried Kracauer, geboren 1889 in Frankfurt am Main, gestorben 1966 in New York, war in seinem Leben vieles: Architekt und Schriftsteller, Redakteur der Frankfurter Zeitung und gefragte Person des Weimarer Kulturbetriebes, Teil des philosophischen Quartetts mit Adorno, Benjamin und Bloch, Jude und politischer Linker. Von 1933 bis 1941 war er auf der Flucht, zuerst nach Paris, um dann über Marseille und Lissabon nach New York zu gelangen. Dort mischte er in der psychologischen Kriegsführung mit, betätigte sich aber auch als Filmschriftsteller, als Sozialwissenschaftler und zuletzt als das, was er immer war: ein philosophischer Autor. | |
Jörn Leohard, Willibald Steinmetz (HG.) - Semantiken von Arbeit: Diachrone und vergleichende Perspektive ist im Verlag Böhlau erschienen. Der Wandel in den Semantiken von Arbeit, ob lang- oder kurzfristig, ist kein Oberflächenphänomen. Wer arbeitete, was Arbeiten bedeutete und wie zu arbeiten sei, war immer umstritten. Die Beiträge im vorliegenden Band erkunden die Semantiken von Arbeit und Nicht-Arbeit teils in diachronen oder synchronen Überblicken, teils in detaillierten Studien zu konkreten Situationen des Wortgebrauchs – zum Beispiel im frühmittelalterlichen Mönchskloster oder in der Betriebsversammlung im Automobilwerk. Der Schwerpunkt liegt auf der europäisch-amerikanischen Moderne vom klassischen Industriezeitalter bis in die neuen Arbeitswelten der Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft. Mehrere Beiträge thematisieren darüber hinaus kontrastierend Arbeitsbegriffe in nicht-westlichen Gesellschaften und erlauben so eine vergleichende und transfergeschichtliche Perspektive. | |
![]() | Wo liegt die Bundesrepublik? Vergleichende Perspektiven auf die westdeutsche Geschichte, Vandenhoeck & Ruprecht, Februar 2016. Das Buch zielt darauf, die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland neu zu vermessen. Nach wie vor dominiert in der Zeitgeschichte eine historische Betrachtungsweise, für die die Grenzen des Staates wie selbstverständlich die Grenzen des Erkenntnisinteresses markieren. In den letzten Jahren jedoch haben mehr und mehr Forschungsprojekte zur Geschichte der Bundesrepublik ihren Gegenstand in einen international vergleichenden Kontext gestellt und transnationalen Aspekten besondere Beachtung geschenkt. Eine Bilanz, wie sich diese neue Herangehensweise auf das Bild der westdeutschen Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg auswirkt, steht noch aus und soll mit dem Sammelband erreicht werden. |
Kosmopoliten wider Willen. Die monarchiens als Revolutionsemigranten (Pariser Historische Studien 104), Berlin/Boston 2015. Die französische Emigration nach 1789 war das erste große politische Emigrationsphänomen europäischer Dimension. Über die verschiedenen Revolutionsphasen hinweg erschlossen sich Revolutionsgegner das Exil als politische Alternative zur radikalisierten Revolution in Frankreich. Am Beispiel der monarchiens, einer Gruppe konstitutioneller Monarchisten, untersucht Friedemann Pestel in europäischer Perspektive, wie in den 1790er Jahren Emigranten aus der Defensive heraus Politik machten.Die Arbeit analysiertdie Exilerfahrungen und politischen Kooperationen der monarchiens in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland und den karibischen Kolonien. Sie zeigt, wie sie politische Programme für die Aufnahmegesellschaften anschlussfähig machten, wie ihnen europaweite politische und publizistische Netzwerke Profilierungsmöglichkeiten boten und schließlich die Rückkehr ermöglichten. Durch eine transnationale Sicht auf die französische Emigration in Langzeitperspektive korrigiert dieses Buch das vorherrschende Bild von Emigranten als historische Verlierer. Politisches Exil war vielmehr integraler Bestandteil europäischer Revolutionserfahrung. | |
Liberalismus im 20. Jahrhundert, hg. von Jörn Leonhard und Anselm Doering-Manteuffel, Steiner- Verlag: Wiesbaden 2015. Im 20. Jahrhundert, dem Zeitalter ideologischer Extreme, stand der Liberalismus mehrfach vor der Herausforderung, seine Grundprinzipien an veränderte politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen anzupassen. Der Kampf um die Geltung liberaler Prinzipien bewegte sich vielfach in einer paradox anmutenden Parallelität zum Bedeutungs- und Funktionsverlust des organisierten Liberalismus in Parteien und Parlamenten. Doch wie reagierten die Liberalen in den Gesellschaften Europas und Nordamerikas auf die ideologischen, ökonomischen und sozialen Krisenmomente des Jahrhunderts? Die verschiedenen nationalen Variationen verbieten es, ungeprüft von "dem Liberalismus" zu sprechen. Vielmehr gilt es, die länderübergreifenden Gemeinsamkeiten liberaler Konzepte und Bewegungen herauszuarbeiten, bevor die Eigenheiten des liberalen Weltbilds beschrieben werden können. Die Beiträge internationaler Forscher in diesem Band diskutieren das Problem aus der einzelstaatlichen und transnationalen Perspektive. Sie bestimmen den historischen Ort des Liberalismus im wechselvollen 20. Jahrhundert genauer, indem Kongruenzen und Divergenzen einer prägenden Leitidee der Moderne aufgedeckt werden. | |
Vergleich und Verflechtung. Deutschland und Frankreich im 20. Jahrhundert, hg. von Jörn Leonhard (Studien des Frankreich-Zentrums der Universität Freiburg, Bd. 22), Erich Schmidt Verlag: Berlin 2015. Der vorliegende Band nimmt den 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages zum Anlass, die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland im 20. Jahrhundert aus unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen. Am Beginn des 21. Jahrhunderts, nach dem Ende des Kalten Krieges und angesichts der immer drängenderen Probleme der europäischen Integration, ist zu fragen, welchen besonderen Stellenwert die deutsch-französischen Beziehungen in einer im Vergleich zu 1963 tiefgreifend veränderten Umwelt in Europa und der Welt noch beanspruchen können. Methodisch geht es um die Verknüpfung vergleichender Fragestellungen, die sich auf Konvergenzen und Divergenzen zwischen den Staaten, politischen Systemen und Gesellschaften konzentrieren, mit der Perspektive einer Transfer- und Verflechtungsgeschichte, die stärker nach den Beziehungen, Wahrnehmungen und Interrelationen fragt. Neben den historischen Ausgangsbedingungen und Erfahrungen Frankreichs und Deutschlands im 20. Jahrhundert werden auch Inszenierung und Kommunikation des deutsch-französischen Verhältnisses im Kontext des Élysée-Vertrages 1963 sowie wichtige Themen in den Beziehungen bis in die Gegenwart behandelt. | |
Die Büchse der Pandora. Geschichte des Ersten Weltkriegs, 5. aktualisierte Ausgabe Verlag C. H.Beck: München 2014. Diese Gesamtgeschichte des Ersten Weltkriegs ist konkurrenzlos. Noch nie wurde die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts so vielschichtig erzählt: europäisch vergleichend, global in der Perspektive, souverän in der Darstellung. |